Wie war’s in Grindelwald? (Teil 1)

Die Tage zählen, bis es endlich soweit ist. So viel davon erzählen, dass ich schon darauf hingewiesen werde, dass ich mich wiederhole. Trotzdem weiter davon erzählen. Nachts vor dem Einschlafen daran denken und dabei ins Kissen kichern. So ein Verhalten kenne ich sonst eigentlich nur von den Kindern, wenn sie bald wieder Geburtstag haben oder Popcorn angekündigt ist. Dass es mich packt, dieses Gefühl namens Vorfreude, ist die große Ausnahme, aber es gibt einen Ort, bei dem es mich, egal, wie oft ich hinfahre, ausnahmslos jedes Mal wieder von Neuem packt, wenn ein Besuch ansteht: Grindelwald.

Jetzt war es wieder soweit. Vier Jungs, drei Tage, zwei Nächte, eine Mission: Spaß haben im Schnee von Grindelwald. Fix gemacht hatten wir den Termin bereits im vergangenen Sommer. Ich hatte mich, da ich ja nun in die Planung meines AlpenX einsteige, als Orga aufgedrängt und mich schon mal um Unterkunft, Bahnverbindungen, Packliste und noch ein paar weitere Details gekümmert und spätestens seit Silvester machte sich die Vorfreude auch in Form eines kontinuierlich zunehmenden, projektbezogenen Datenaufkommens bemerkbar.

Was im Sommer noch überhaupt nicht abzusehen war: In den Tagen unmittelbar vor unserem Trip schien auf einmal alle Welt über Schnee zu reden. Wieviel Schnee ist in den Alpen schon gefallen? Wieviel Schnee wird noch fallen? Stürzen jetzt die Dächer ein? Gab es schon Lawinenopfer? Ist es überhaupt noch sicher in den Bergen oder wird das jetzt von den Medien übertrieben dargestellt? Es gab viel zu lesen und zu bedenken in diesen ersten, echten Wintertagen der Saison 2018/2019 und auch aus das direkte persönliche Umfeld klinkte sich in die Diskussion ein. Allerdings nicht in Form von Fragen. „Passt bitte auf euch auf!“ war auch kein Wunsch, der war eine Warnung.

Ob am vielen Schnee lag oder an den Medien oder vielleicht auch daran, dass ich gerade erstmalig einen LVS-Kurs absolviert hatte und damit nun zusätzlich sensibilisiert war – jedenfalls hatte es das mit der Sorge um unser Wohlbefinden in den Jahren zuvor nicht gegeben. Klar war, wer jetzt in den Schnee fuhr und sich nicht extra vorsichtig verhielt, war ein ganz heißer Anwärter auf die nächsten Darwin-Awards.

Aber wir waren ja vorbereitet. Wir hatten ja einen Plan. Wir wussten ja, was wir taten. Bei uns war ja alles unter Kontrolle.

Außer der Sache mit dem Parken. Ich war, wie gesagt, schon oft in Grindelwald. Was ich für diese Reise nicht eh schon wusste, hatte ich recherchiert. Zum Beispiel, wann der letzte Zug vom Tal auf den Berg fuhr. Alles andere wusste ich eh schon. Zum Beispiel, wo wir das Auto über Nacht abstellen würden. Nämlich da, wo wir es immer abgestellt hatten. Zehn Minuten wären reichlich Zeit dafür gewesen. Wäre nicht aus dem Parkplatz nicht eine Baustelle geworden (über die noch zu reden sein wird). Hätten wir nicht ausgerechnet die hilfsbereitesten Menschen Grindelwalds gefragt, wo wir denn nun parken könnten, die sich im Verlauf unserer Unterhaltung nicht nur als überaus hilfsbereit erwiesen, sondern auch als ebenso gründlich. Und ahnungslos.

Das Gute daran: So konnten wir gleich mal die wichtige Bergregel anwenden, schnell und entschlossen auf sich verändernde Bedingungen zu reagieren. Wir überließen unser Auto seinem Schicksal im Halteverbot und wuchteten unser Gepäck in letzter Sekunde in die Bahn.