Es ist doch zum Gähnen

 

Es hat sich ja nun inzwischen herumgesprochen, dass, worüber wir uns aufregen, nicht dadurch weggeht, dass wir uns darüber aufregen. Das Gegenteil ist der Fall. Zunehmende Aufregung verleiht den eigenartigen Regeln der Memetik und, wenn ich mich nicht irre, der Aufmerksamkeitsökonomie zufolge dem Gegenstand unserer Aufregung Rückenwind.

Was natürlich blöd ist. Weil am anderen Ende des Spektrums ja auch keine Lösung zu finden ist: Unsinn zu ignorieren oder gar in die innere Emigration zu gehen, sind für den aufgeklärten Menschen jedenfalls keine Alternativen, denn dann überlässt man den Narren ja gänzlich das Feld.

Und der Mittelweg, also verständnisvoll und geduldig zuzuhören und gute Gegenargumente zu präsentieren? Führt doch auch zu nichts. Nicht bei mir. Ich jedenfalls habe es zum Beispiel noch nie geschafft, irgendwem seine Streukügelchen auszureden.

(Wenn du dich jetzt angegriffen fühlst: Dich meine ich natürlich nicht. Bei dir hatte das andere Gründe. Erkläre ich dir gern.)

(Eigentlich sind Globuli ein schlechtes Beispiel. Wenn ihr sie selbst bezahlt und ich nicht mit meinen Kassenbeiträgen dafür mitlöhnen muss, ist mir das egal, ob ihr sie nehmt oder nicht und was ihr dabei so glaubt. Ist ja eh nur Zucker. Eigentlich müsste ich hier andere Stichworte nennen, aber weil ich die eben genau nicht noch weiter aufblasen will, verzichte ich darauf. Ihr wisst eh, was ich meine. Oder wen. Ich habe auch nichts gegen Leute, die Globuli brauchen. Einige meiner besten Freunde brauchen Globuli.)

Vielleicht könnt ihr das ja besser als ich, aber meine Unterhaltungen über Globuli enden regelmäßig so, dass mir, weil ich mich so aufrege, welche angeboten werden, die ich dann meistens, um nur endlich meine Ruhe zu haben, sogar nehme, woraufhin dann wirklich Ruhe ist und ich mich wirklich abrege, woraufhin mein Gegenüber… Ihr ahnt es.

Einstweilen suche ich also weiterhin nach einer angemessenen Reaktion auf den Unsinn der Welt und überlege, weil mich das langsam ermüdet, ob nicht das genau der Schlüssel ist. Nicht aufregen. Nicht ignorieren. Nicht argumentieren. Sondern: gähnen.

Gähnen, den Leuten höflich danken für das Mitteilen ihrer interessanten Ansichten, nochmal gähnen, den Leuten dafür danken, dass sie anschaulich dargestellt haben, wie vielfältig doch die Menschheit ist, nochmal gähnen und sich dann wieder spannenderen Themen widmen (zum Beispiel dem Gletscherfloh).

Oder es einfach so machen wie Anthony Hopkins in diesem Clip ab 0:12.

 

Ob’s hilft? Keine Ahnung. Aber etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein.

Sorry!

 

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