Einige erstaunliche Dinge über das CERN, von denen ich nicht wusste, dass ich sie nicht wusste

Das Erste, was mir am Teilchenbeschleuniger auffällt, ist sein Geruch

Am CERN eine geführte Tour mitmachen zu können, fühlt sich wie ein großes Privileg an. Das liegt nicht daran, dass der Zutritt den Privilegierten vorbehalten wäre. Das CERN ist eine vorbildlich transparente und zugängliche Einrichtung. Es liegt am grottenschlechten Buchungssystem. Das CERN vollbringt das Kunststück, einen hochmodernen, digitalen Buchungsservice bereitzustellen, der gleichzeitig vollkommen veraltet und benutzerunfreundlich ist. Allein das „richtige“ Besucher-WLAN auszuwählen und so überhaupt zum richtigen Buchungssystem zu gelangen, beziehungsweise zu merken, dass es ein falsches, eine Sackgasse, gibt, war eine Pein. Das Internet ist voll von prinzipiell begeisterungsfähigen CERN-Besuchern, die nur deswegen frustriert Ein-Sterne-Bewertungen dalassen. Sie haben alle recht. Es ist wirklich so schlimm. Das wissen auch die, die das, Schaffner sein ist nichts dagegen, am Empfang arbeitend ausbaden müssen. 

Dass ich dennoch mit auf eine Tour darf, liegt nur daran, dass ich, vor die Wahl zwischen meiner Familie und einem Ausflug auf das Betriebsgelände des CERN gestellt, ohne Zögern entscheide. Während um mich herum noch alle Familien schimpfend nach Touren mit drei, vier oder mehr freien Plätzen suchen, schnappe ich mir den letzten freien Einzelplatz. Sollen meine Lieben ruhig weiter Spielzeugknöpfe drücken. Ich muss los, das echte Ding anschauen. 

Wir bekommen schlichte Besucherausweise, ich trage den meinen gut sichtbar. Dann betreten wir durch eine Personenvereinzelungsanlage, englisch: Man Trap, das umzäunte Betriebsgelände und wenig später durch eine dicke und bestimmt schwere Tür ein Gebäude, das auch als Bunker durchgehen würde. 

Für manche mag die Schweizer Luft frisch riechen, für andere nach Käse oder Schokolade. Für mich riecht sie genauso wie hier. Das CERN gibt es schon eine Weile, just in diesem Jahr, 2024, wurde der 70. Geburtstag gefeiert. Der LHC ist nicht der erste Teilchenbeschleuniger. Tatsächlich wurde er erst 2008 in Betrieb genommen. Davor gab es andere, kleinere Teilchenbeschleuniger. Der allererste war hier in diesem Gebäude der so genannte Synchro-Cyclotron. Jetzt ist er ein Museumsstück und riecht überhaupt nicht so.

Ich bin gerne in den Schweizer Bergern unterwegs und auf oder in Schweizer Seen. Meine kleinen Ausflüge, die ich Abenteuer nenne, beginnen oft mit eben diesem Geruch. Es ist der Geruch von großen Maschinen, die Dinge bewegen. Bergbahnen riechen so. Schaufelraddampfer. Der Teilchenbeschleuniger mag seit Jahren außer Betrieb sein. Aber riechen tut er präzise so, als würde er mich gleich aus meinem Alltag hinaus in und in ein Abenteuer hineinspeditieren.