Wer in Freiburg wohnt und, was vorkommt, Freiburg verlässt, wird dort, wo auch immer dieses „Dort“ gelegen sein mag, recht schnell eine Feststellung machen und diese Feststellung ist immer die gleiche: Die Leute dort sehen anders aus als wir.
Es sticht, ich muss das leider in aller Offenheit aussprechen, geradezu ins Auge: Nicht-Freiburger tragen unpraktische Kleidung.
Kein erkennbares Layersystem, null Thermoregulierung, unzureichender Schutz vor der Witterung. Stattdessen: Schuhe mit Absatz und ohne Profil, Kellnersocken, Bügelfalten und so weiter.
Als Freiburger fragt man sich unweigerlich, was Nicht-Freiburger eigentlich machen, wenn es regnet. Wahrscheinlich werden sie nass.
Als Freiburger verspürt man den Drang, mehr über den Lifestyle dieser Menschen zu erfahren. Welches Equipment Nicht-Freiburger wohl dazu einsetzen, ihren Alltag zu meistern? Es wächst der Wunsch, den Inhalt ihres Gepäcks zu inventarisieren, doch es ist wohl das Beste, dieser Wunsch bleibt unerfüllt. Wahrscheinlich fände sich in den winzigen Täschchen noch nicht einmal eine Stirnlampe.
Überhaupt, was die Leute außerhalb Freiburgs offensichtlich alles nicht haben: Winters läuft dort keiner mit Langlaufskiern auf der Schulter durch die Stadt, sommers führt keiner auf dem Rücken einen Gleitschirm mit sich – und wer jetzt behauptet, sich auf den Skiern oder durch die Luft in die Stadt zu bewegen, sei doch bestimmt selbst für Freiburger Verhältnisse ein bisschen arg ungewöhnlich, dem sei entgegnet, dass es mit dem gewöhnlichsten aller Fortbewegungsmittel außerhalb Freiburgs auch nicht gerade gut aussieht.
Ich bin sicherlich nicht der übertriebenen Liebe zu meinem Fahrrad verdächtig: Das Velo nach jeder Ausfahrt mit der Zahnbürste reinigen? Nicht mit mir. Meine schönsten Touren habe ich auf ziemlichen Gurken erlebt. Ich sag‘ nur: Stahlschlampe.
Aber das, was die Leute außerhalb Freiburgs „Fahrräder“ nennen, ginge auch bei mir bestenfalls als „Göppel“ durch. Mit so was kämen die nicht nur die Borderline nicht runter, sondern wahrscheinlich noch nicht einmal den Roßkopf hoch.
Aber so ist das eben außerhalb von Freiburg. Wer nicht vom Münster aus gerechnet in zwei Minuten am Schlossberg, oder in zehn Minuten am Lorettoberg oder in fünfzehn Minuten am Schönberg ist, der kommt wohl auch nicht so oft auf die Idee, in der Mittagspause oder nach Feierabend auf dem Berg im Wald zu verschwinden und wenn’s regnet, so wird das wohl sein, ist bestimmt der nächste U-Bahn-Schacht nicht fern.
Da ist es dann trocken und warm und die Mieten sind bestimmt auch günstiger als in Freiburg, was mich daran erinnert: Wir suchen noch eine (mindestens) Vier-Zimmer-Wohnung. Natürlich in Freiburg.
Wer was weiß, gerne melden!