Wer ein Kind bekommt, muss sich einen Namen überlegen. Das kann ganz schön dauern. Manche werdenden Eltern schöpfen die vollen neun Monate aus und sind sich dann immer noch nicht sicher. Manche suchen in ihrer Ratlosigkeit einen passenden Namen im Internet.
Für solche Fälle hier ein paar Tipps.
Zunächst einmal empfehle ich Ihnen, vor der endgültigen Entscheidung die Buchhandlung Ihres Vertrauens aufzusuchen und dort die ganzen Bücher mit den 100 besten Vornamen, den Tipps zur perfekten Schwangerschaft und Einrichtung des Kinderzimmers links liegen zu lassen. Denken Sie stattdessen etwa drei bis fünf Jahre voraus. Gehen Sie in die Abteilung für Kinderbücher und schauen Sie, was dort gerade an Schnelldrehern ausliegt.
Es lohnt sich. Glauben Sie mir. Ich habe einen zweiten Vornamen. Der lautet Benjamin. Ich weiß also, wovon ich spreche.
Wahrscheinlich denken Sie im Moment noch nicht so weit, aber irgendwann wird Ihr Kind im Kindergarten ankommen und dann haben Sie keinen Einfluss mehr darauf, mit welchen Geschichten Ihr Kind in Kontakt kommt und wie deren Protagonisten heißen. Manche kennen Sie wahrscheinlich schon, so besagten Benjamin. Andere werden Sie neu entdecken.
Spielen Sie beispielsweise mit dem Gedanken, Ihr Kind Lieselotte zu nennen? Dann sollten Sie wissen, das der Name im Kosmos der Kleinkinder bereits belegt ist und zwar von einer Kuh. Ähnlich verhält es sich mit Kasimir. Kasimir ist ein Biber und wenn Sie Ihr Kind so nennen, wird es wahrscheinlich öfter gefragt werden, wo es seinen Freund gelassen hat: Frippe.
Von der Prinzessin Lillifee haben Sie wahrscheinlich schon gehört, aber wussten Sie, dass die ein Einhorn hat, das auf den Namen Rosalie hört? Der zugehörige Hase heißt Henry, Oskar heißt der Marienkäfer und das Schwein Pupsi.
Jule ist zwar ein schönes Mädchen und gern in die Schule geht sie auch, aber sie wäscht sich nie.
Julia hingegen ist zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels unverfänglich und bietet zudem den Vorteil, dass Sie Ihr Kind, wenn es doch ein Junge wird, auch einfach Julius nennen können. Ähnlich verhält es sich mit Alia und Ali, doch bei Lina und Linus wäre ich schon wieder vorsichtig, denn laut Tatortreiniger heißt Linus „Jammerlappen“.
Ich denke, Sie wissen, worauf ich hinauswill: Wählen Sie den Namen Ihres Kindes mit Bedacht.
Wobei: Ist Ihr Kind erst einmal auf der Welt, kommt eh alles anders. Wenn Sie es beispielsweise Jonathan nennen und der Name beim Eintritt in den Kindergarten bereits von einem anderen Kind getragen wird, kann es gut sein, dass Ihr Jonathan der Entscheidbarkeit wegen von allen einfach „der kleine Jonathan“ genannt wird.
Oder es geht Ihrem Kind wie berühmten grünen Politiker und es findet sich umgeben von Mitmenschen, die auf die Idee kommen, den von Ihnen sorgfältig ausgewählten Namen erst mit Hilfe des Englischen zu verballhornen und dann ins eigene Idiom rückzuübersetzen, wodurch aus Ihrem Cem eine „Marmelade“, beziehungsweise Schwäbisch, ein „Gsälz“ wird.
Das ist dann eben so. Übertreiben Sie es also nicht und spielen Sie, wenn Sie überhaupt nicht weiter wissen, einfach eine Party Scrabble. Oder kriegen Sie zwei Töchter und nennen die Anna & Elsa.