Wie war’s bei „Mach mit: Freiburg digital gestalten“?

Weil wir in ja jetzt in Freiburg, erstens, einen Mitmach-OB haben und ich, zweitens, doch so schlecht Nein sagen kann, habe ich beim Workshop „Digital Freiburg“ mitgemacht.

Und so war’s:

Vorgestellt habe ich mich in meiner Arbeitsgruppe als Spaßbremse. Und gleich mal angekündigt, dem Aufruf „Ideen first, Bedenken second“ nicht folgen zu wollen.

Warum?

Nicht um mich von der FDP zu distanzieren. Sondern weil ich seit Kurzem auch an der Schule unserer Großen als Elternbeirat tätig sei und dort, als wir erstmalig mit allen anderen Beiräten zusammen saßen und anstehende Ämter und Aufgaben verteilten, festgestellt habe: Alle Eltern seien sehr engagiert bei der Sache, auf jede Aufgabe kämen mehrere Freiwillige, Ideen galore und niemand scheue davor zurück, Freizeit für die gute Schule zu verwenden. Nur bei einer Aufgabe würden alle betreten zu Boden schauen: einen E-Mail-Verteiler einzurichten.

Darum gebe es, Stand 2018, ein weiteres Jahr an unserer Freiburger Grundschule weiterhin keine offiziellen elektronischen Kommunikationskanäle. Eine digitale Offensive hätte ich mir immer anders vorgestellt. So in etwa mein Debattenbeitrag. Tja.

Bildung, Wissenschaft, Kultur

Oberthema meiner Gruppe, Tisch 9, war „Bildung, Wissenschaft, Kultur“ und schnell kristallisierte sich heraus, dass das „digitale Klassenzimmer“ tatsächlich die Idee sein würde, die wir hinterher in der großen Runde vorstellen würden. Nicht mein Verdienst, von den anderen am Tisch kamen wesentlich visionärere Ideen, und so fanden auch die hipperen Buzzwords ihren Platz auf unserem Chart: Lernmaterial in die Cloud, clevere Lizenzierung, Kindle Flashcards, vom Konsumenten zum Prosumenten und, ursprünglich als eigene Idee gestartet, aber dann einfach in das digitale Klassenzimmer integriert, natürlich: Kompetenzen entwickeln.

Damit konnte ich gut leben. Zumal ich unsere Idee nicht pitchen musste. Womit wir schon bei der Vorstellung der Ergebnisse wären. Insgesamt fünfzehn Teams präsentierten Ihre Ideen in je 90 Sekunden. Den weitaus größten Teil nahmen „Bildung, Wissenschaft, Kultur“ ein. Was ja auch schon mal ein Statement ist: „Die Prioritäten der Freiburger*innen sind ziemlich deutlich“, schrieb Dejan Mihajlovic auf Twitter.

Manche Ideen fand ich auf Anhieb gut, beispielsweise die vom „Haus der digitalen Kultur“, einem, unter anderem, Makerspace für alle.

Braucht Freiburg ein „Haus der digitalen Kultur“?

Bei anderen, beispielsweise der Gesundheits-App, die Patientendaten bündelt und Gesundheitstipps gibt, müsste ich noch einmal genauer darüber nachdenken, inwiefern dieses Thema auf lokaler Ebene angegangen werden könnte.

Braucht Freiburg eine Gesundheitsapp?

Smart Green City

Bei einer Idee war ich spontan begeistert: Freiburg als Smart Green City!

Bevor Martin Horn Oberbügermeister von Freiburg wurde, hatten wir ja mit Dieter Salomon einen grünen OB. Mit seiner Amtszeit verbunden ist das Schlagwort von Freiburg als Green City. Ob das so noch stimmt (oder überhaupt je gestimmt hat), darüber lässt sich streiten, man zähle nur mal die Autos, die im so genannten autofreien Stadtteil Vauban herumfahren oder -stehen. Aber das Image hat einige Jahre gut gezogen und noch haftet es.

Mit der Idee der Smart Green City könnte sich Freiburg sein Image erneuern und wieder einmal versuchen, sich als Musterstadt zu etablieren. „Entscheiden dafür sind Forschung, (Weiter-)Bildung, Wissenstransfer vor Ort“ haben die Menschen von Tisch 13 dazu notiert.

Soll Freiburg zur „Smart Green City“ werden?

Wie geht es weiter?

Digitalisierung ist nicht irgendwann zu Ende, sondern ein Prozess, hat Martin Horn sinngemäß gesagt und dass die Veranstaltung kein singuläres Ereignis gewesen sein soll. Die hier entstandenen Ideen werden, gemeinsam mit Ideen, die in anderen Runden ausgearbeitet wurden, in den nächsten Wochen weiterverfolgt. Der Prozess ist, vorbildlich, vorbildlich, offen, wer mitmachen will: https://mitmachen.freiburg.de/stadtfreiburg/de/home

Was unser digitales Klassenzimmer angeht, bleibe ich auf jeden Fall dran, als Elternvertreter. Für eine Sache war der Abend nämlich auf jeden Fall schon gelungen. Zu den Bedenken, die ich hatte, zählte nämlich die des Budgets. Im Wahlkampf war nämlich der Zustand der Toiletten an manchen Schulen in Freiburg thematisiert worden. Manche Schüler, hieß es, trauten sich schon gar nicht mehr, in der Schule aufs Klo zu gehen und tranken aus dem Grund auch nichts mehr – und bei aller Liebe zum Digitalen. Vor die Wahl gestellt, meinem Kind ein Klassenzimmer WLAN oder eine brauchbare Toilette zu bieten, müsste ich nicht lange nachdenken.

Die Entscheidung muss, wie ich am Rande herausfand, jedoch nicht getroffen werden. Für ihre digitale Strategie stellt die Stadt ihren Schulen wohl ein eigenes Budget zur Verfügung.

Man muss es halt nutzen.

Doch keine Frage: Digitales Klassenzimmer oder brauchbares Klo?